Wettkampfsport
Murmeltiertage, ein Überkopf-Schlag und der Fingerzeig in die gewünschte Richtung
Landesindividualmeisterschaften Jugend 19: Maris Miethe gewinnt das Turnier bei den Jungen, bei den Mädchen wiederholt Laura Milos ihren Vorjahreserfolg.
| TTVN | Stephan Hartung
An Tag zwei der Landesindividualmeisterschaften des Tischtennis-Verbands Niedersachsen (TTVN) standen beim Ausrichter SV Union Salzgitter die Spielerinnen und Spieler der Altersklasse Jugend 19 an den Tischen. Rund sieben Stunden hochklassiger Sport in der Halle des Gymnasiums Salzgitter - da ergaben sich automatisch viele Ereignisse und Fragen. Die TTVN-Redaktion beantwortet sie.
Hat Maris Miethe früher mal Tennis gespielt? Vermutlich nicht.
Im Finale gegen Alexander Uhing (Hundsmühler TV) gelang Maris, der für den TSV Heisede startete, der Schlag des Tages - ohne Anspruch auf Vollständigkeit versteht sich, denn auch die TTVN-Redaktion kann nicht ihre Augen gleichzeitig an allen Tischen haben. In die Defensive gedrängt, agierte Maris zunächst in der Ballonabwehr, ehe Uhing so nachsetzte, dass der Ball über seinen noch körperlich kleineren Gegner herüber flog. Doch der TSV-Spieler sprang hoch feuerte den Ball wie bei einem klassischen „Überkopf-Schmetterball“ im Tennis zurück. Dabei traf er den Ball sogar seitlich, sodass er unerreichbar für Uhing auf den Tisch flog und von dort zur Seite wegsprang. Großer Applaus in der Halle, unglaubliches Grinsen bei Maris, der sich an den Kopf fasste. Kurios: Damit ging er im ersten Satz mit 10:7 in Führung, verlor diesen dann aber noch mit 10:12. Im fünften Durchgang sicherte sich der Heiseder jedoch den Sieg und damit die Landesmeisterschaft inklusive Qualifikation für die TT-Finals Anfang Juni in Erfurt.
Erleben die Abwehrspieler eine Renaissance?
Es sah zumindest so aus. Rund ein Fünftel der 24 Teilnehmer im Feld der Jungen 19 waren Defensivspezialisten. „Das ist ein gutes Zeichen und zeigt, dass dieses Spielsystem nicht ausgestorben ist - und sowieso gut ist für den Mix bei einer solchen Veranstaltung“, sagte TTVN-Landestrainer Felix Malich und verwies darauf, dass mit der Einführung des Plastikballs den Abwehrspielern eigentlich ein schwerer Stand vorhergesagt wurde. Ab der Saison 2016/2017 wurde der Plastikball verpflichtend in allen höheren Ligen bundesweit eingeführt.
Stichwort Defensive: Mehr Abwehrspieler bedeutete lange Ballwechsel und dadurch längere Spiele?
Oft gab es während des Turniers Durchsagen, dass Matches nicht an ihren angestammten weil noch belegten Tischen gespielt werden konnten - und an andere Tische verlegt werden mussten. Das lag einerseits auch an den zahlreichen Abwehrspielern, aber nach Meinung von Holger Ludwig nicht nur. „In den älteren Klassen sind die Spiele immer sehr ausgeglichen, 3:0-Siege gibt es seltener als bei den jüngeren. Zudem werden Pausen und Timeouts voll ausgenutzt“, sagte der Leiter des TTVN-Ressorts Wettkampfsport. Für die nächste Saison wolle man prüfen, ob man einen Tausch der Startzeiten vornehme. Bislang spielen Mädchen und Jungen 11 und 13 immer samstags, die Altersklassen 15 und 19 am Sonntag. „Vielleicht wechseln wir das, sodass demnächst die Älteren am Samstag spielen, wo es eher zu einem zeitlichen Verzug kommen kann wegen der längeren Spiele“, sagte Ludwig.
Was war das für ein Fingerzeig?
Wer schonmal sein Auto in die Waschanlage gefahren hat, der kennt das: Man trifft nie genau die Schiene, auf der das Auto später geführt wird. Vorne am Beginn des Transportbands steht ein Mitarbeitender des Centers und zeigt vehement nach links oder rechts - wohin man also das Auto noch nachjustieren muss. Im Fall von Marco Tuve war es eindeutig nach links. Der Vater und Coach von Kristin Tuve (Hundsmühler TV) zeigte in die Richtung, in die seine Tochter aufschlagen sollte. Und das alles in einer wichtigen Phase: Im letzten Gruppenspiel führte Kristin gegen Klara Schlingsog (VfL Oker) mit 2:1 Sätzen und 8:6 - eher der Papa den nächsten Aufschlag vorgab. Was folgte, war ein direkter Punkt, die Basis für den Sieg mit 11:6 und die Abrundung einer großen Überraschung des Turniers. Denn die Elfjährige ließ in der Vorrunde auch Spielerinnen aus Regionalliga oder Verbandsliga hinter sich. „Natürlich ist es schön, wenn die Spielerin einen solchen Tipp dann auch umsetzt - oft genug hören die in dem Alter ja auch nicht richtig zu“, sagte Marco Tuve.
Dé-ja-Vu oder Murmeltiertag - was trifft auf Laura Milos zu?
Irgendwie so etwas dazwischen. Dé-ja-Vu und Murmeltiertag klingen zwar lustig - die 15-Jährige musste für ihren Sieg bei den Mädchen 19 aber kämpfen, schließlich ist eine Landesmeisterschaft keine Witzveranstaltung. Dennoch: Die Drittliga-Spielerin des MTV Engelbostel-Schulenburg erlebte erstaunliche Parallelen. Da war zunächst die erfolgreiche Titelverteidigung. Außerdem: Im Halbfinale gewann Laura gegen Lina Hasenpatt (GW Mühlen) - genau eine Woche vorher gab es dieses Duell im Halbfinale der Landesmeisterschaft Damen, erneut mit dem besseren Ende für die Engelbostelerin. Im Endspiel wartete Lisanne Tschimpke (MTV Tostedt) - ein schnelles Wiedersehen, nachdem Lisanne in ihrer Vorschlussrunde gegen Lea Runge (Hundsmühlen) gewonnen hatte. Denn bei der Damen-Landesmeisterschaft gab es diese Paarung schon im Viertelfinale, diesmal in der letzten Partie des Tages. Wieder behielt Milos die Oberhand und triumphierte in vier Durchgängen. „Komplett von der Taktik geprägt“, sagte Pascal Boucsein, der Laura in Engelbostel im Bundesliga-Team betreut als auch jetzt sie beim Turnier coachte. Taktisch deswegen, weil es sich zwischen Milos und Tschimpke um ein Match zwischen zwei Trainingspartnerinnen handelte, die sich in- und auswendig kennen.
Zahlen, Daten und Fakten zur Landesmeisterschaft finden Sie hier.



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