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Wettkampfsport  

Landesindividualmeisterschaften Damen und Herren: Die doppelte Titelverteidigung

Bastian Meyer und Laura Milos gewinnen - Lob für den Ausrichter SV Arminia Hannover

| TTVN

Wie im Vorjahr gewann Laura Milos die Landesmeisterschaft bei den Damen. ©Stephan Hartung

Der Jakobsweg, die „Chill-Out-Zone“ in der Hallenmitte und ein Wechsel ins Fußball-Nationaltrikot der Niederlande - die Landesindividualmeisterschaften für Damen und Herren waren nicht nur die erste große Veranstaltung des Tischtennis-Verbands Niedersachsen (TTVN) im neuen Jahr, sondern boten auch zahlreiche Geschichten. Die TTVN-Redaktion war dabei und erzählt sie.

Der Veranstaltungsort: Ausrichter der Landesmeisterschaften war am vergangenen Wochenende der SV Arminia Hannover - und das an zwei Tagen. Am Samstag erfolgte das Qualifikationsturnier, als sich 88 Spieler um noch acht freie Plätze für den Sonntag bewarben. Am Sonntag schloss sich das Hauptturnier an mit einem 32er Feld. In der Damenkonkurrenz waren 30 Spielerinnen am Start, eine Quali war dafür am Tag zuvor nicht notwendig. Die Sporthalle der Leibnizschule Hannover am Lister Kirchweg besitzt keine Tribüne. Die Tische waren in U-Form aufgebaut, in der Mitte gab es zusätzlich zu Stühlen und Bänken große Weichbodenmatten. „Ich hatte zwar erst gedacht, dass es in der Halle zu wuselig wird. Aber es hat alles gut geklappt, so waren die Spiele für alle Beteiligten nahbarer zu verfolgen“, sagte Dr. Dieter Benen, TTVN-Vizepräsident Wettkampfsport, und lobte generell den Ausrichter für Organisation und Ablauf. Der SVA hatte in der Vergangenheit bereits zweimal das Landesfinale der Mini-Meisterschaften ausgerichtet - ebenfalls mit dem identischen Aufbau, als sich die Matten für viele Kinder zum Hüpfen und Rumtoben entpuppten. Das war am Wochenende natürlich bei älteren Teilnehmenden anders. Die Matten in der Hallenmitte wurden stattdessen als Ruhezone genutzt - oder wie man im Neudeutsch sagt: als „Chill-Out-Zone“.

Das Duell der Ex-Rothemden: Seit 2003 richtet der TTVN in den großen Schulferien sein Sommercamp aus. Die Trainer dieser breitensportlich und freizeitlich ausgerichteten Trainingswoche heißen „Rothemden“, angelehnt an die Farbe ihrer T-Shirts während des Camps in der Akademie des Sports. Lukas Brinkop (TuS Celle) und Florian Schimetzek (SC Hemmingen-Westerfeld) engagierten sich lange Zeit als Rothemden für das Sommercamp - nämlich von 2008 bis 2020 (Brinkop) sowie von 2007 bis 2013 (Schimetzek). Nun trafen sie in der Vorrunde der Landesmeisterschaft aufeinander - eine Seltenheit trotz der gemeinsamen Vergangenheit beim Camp. „Obwohl wir uns schon so lange kennen, haben wir noch nie gegeneinander gespielt“, sagte Brinkop und schaute in seinem Handy in seine persönliche Datenbank. Spiele gegen Schimetzek? Fehlanzeige! Später finden die beiden Aktiven heraus, dass es 2009 bei einem 2er-Mannschaftsturnier in Misburg doch mal ein direktes Duell gab - lange ist es her. „Ich bin hier mit 36 Jahren auch schon fast der Älteste“, sagte Schimetzek mit einem Augenzwinkern. Der Vollständigkeit halber: Brinkop gewann jetzt bei der Landesmeisterschaft das Match mit 3:1 - angesichts der Kleidung war es aber ein Duell Blau gegen Hellgrün.

Der Jakobsweg: Souverän spielte sich Karina Pankunin (Oldenburger TB) durchs Turnier. Die Topgesetzte gab bis zum Endspiel, wo sie in fünf Durchgängen gegen Laura Milos (MTV Engelbostel-Schulenburg) knapp verlor, keinen einzigen Satz ab. Pankunin studiert in Oldenburg Politikwissenschaften und legt derzeit ihren Bachelor ab, im Oktober geht es mit dem Master weiter. Zeit zwischendurch zum Verschnaufen und um zu sich selbst zu finden? Absolut, ab Ende März geht es auf den Jakobsweg. „Rund 1000 Kilometer werden das sein, ich freue mich darauf“, sagt Pankunin. Eine bestimmte Zeitvorgabe, bis wann sie Santiago de Compostela erreicht haben will, gibt sie sich nicht. „Wenn es mir irgendwo gut gefällt, dann bleibe ich auch mal länger.“ Vorsichtshalber sollte sie aber bis Anfang Juni zurück sein, falls sie doch noch aus irgendwelchen Gründen für die Deutschen TT-Finals in Erfurt nachrückt. Dann dürfte sich für eine ausgeruhte und frisch inspirierte Karina Pankunin bestimmt ein gutes Turnier anschließen.

Trikotwechsel: Bei einem langen Turnier braucht man auch Shirts zum Wechseln. Für das Finale gegen Bastian Meyer (SG Rodenberg/Oldenburger TB) zog sich Bennet Robben (MTV Jever) das Trikot von Arjen Robben über - der frühere Nationalspieler der Niederlande ist sein Namensvetter. Damit agierte Bennet in seinem orangen Shirt mit doppelter Rückennummer: die 35 für das Turnier und die 19 für den Fußballer. Glück brachte das jedoch nicht. Der MTV-Akteur verlor das Finale, das der SV Arminia über seinen YouTube-Kanal live übertrug, mit 0:3.

Das Favoritensterben: „Jawoll, Junge, sauber!“, rief Heiner Meyer. Der Vater von Bastian Meyer hatte sich auf einem Stuhl rund fünf Meter von der Spielbox entfernt platziert und dort das Finale seines Sohns verfolgt - mit dem entsprechenden Jubel nach verwandeltem Matchball. Im Finale konnten man sonst auch einen der großen Favoriten erwarten. Doch Patrick Decker, topgesetzt bei den Herren, flog überraschend im Viertelfinale raus. Michael Khan Orhan, Nummer 4 der Setzliste, schon im Achtelfinale. „Für mich war es natürlich gut, dass Patrick schon früher ausgeschieden ist“, sagte Bastian Meyer nach seinem Finalsieg und sprach davon, „dass das mein bestes Turnierspiel war“.  Am Vortag hatte er sich noch durch die Qualifikation spielen müssen. „Und dabei hatte ich mich erst über einen falschen Weg dafür angemeldet“, erzählt Bastian und lacht. Gut lachen hatte er auch über den Umschlag: Für die 1. Plätze in den beiden Konkurrenzen gab es jeweils 300 Euro.

Die doppelte Titelverteidigung: Genau wie Meyer ist auch Laura Milos durch den Sieg bei der Landesmeisterschaft für die TT-Finals am Pfingstwochenende in Erfurt qualifiziert. Damit gab es in beiden Konkurrenzen eine erfolgreiche Titelverteidigung. Als 14-Jährige hatte Milos 2024 als damals jüngste Spielerinnen in der TTVN-Geschichte die Landesmeisterschaft bei den Damen gewonnen - und im Vorjahr gleich an vier Deutschen Meisterschaften teilgenommen, nämlich außer bei den Damen auch in den Klassen Mädchen 15 und Mädchen 19 sowie mit der Mädchenmannschaft des MTV Engelbostel-Schulenburg. Ein Ticket hat sie nun schon sicher, ein zweites mit dem MTV-Team steht kurz bevor. Am nächsten Sonntag gibt es bei der Landesmeisterschaft Mädchen 19 in Salzgitter die nächste Gelegenheit. „Ach, daran verschwende ich noch keine Gedanken. Ich habe jetzt erstmal nur Hunger, habe bislang nur einen Apfel und eine Banane gegessen“, sagte Laura. Genug Energie musste sie in der K.O.-Runde lassen, gewann drei von vier Matches in fünften Sätzen. Da blieb nur wenig Zeit für entspannte und ausgiebige Essenspausen. „Im roten Bereich bin ich noch nicht - aber im orangen“, sagte Laura, schulterte ihren Rucksack und nahm den Pokal in die Hand - und machte sich auf den Weg zur Bahnstation. Linie 3 Richtung Wettbergen bis Stadionbrücke, sie wohnt und trainiert im Sportinternat.

Alle Zahlen, Daten und Fakten zu den Landesmeisterschaften Damen und Herren gibt es hier.

Im Endspiel zeigte Bastian Meyer, auch nach seiner eigenen Meinung, die beste Turnierleistung und sicherte sich den Titel ©Stephan Hartung
Die Podestplatzierten bei den Landesindividualmeisterschaften der Damen (von links): Elisa Meyer (MTV Tostedt), Lina Hasenpatt (SV Grün-Weiß Mühlen/Spvg. Oldendorf), Laura Milos (MTV Engelbostel-Schulenburg) und Karina Pankunin (Oldenburger TB) ©Stephan Hartung
Die Podestplatzierten bei den Landesindividualmeisterschaften der Herren (von links): Maris Miethe (TSV Heisede/MTV Eintracht Bledeln), Nils Schulze (SV Union Salzgitter), Bastian Meyer (SG Rodenberg/Oldenburger TB) und Bennet Robben (MTV Jever) ©Stephan Hartung
Die Sporthalle der Leibnizschule in Hannover war der Austragungsort - ohne Tribüne zwar, aber mit Gelegenheiten zum Sitzen und Ausruhen in der Hallenmitte. ©Stephan Hartung
In der Vorrunde spielten Lukas Brinkop (links) und Florian Schimetzek gegeneinander. ©Stephan Hartung
Bis zum Finale spielte sich Karina Pankunin ohne Satzverlust durchs Turnier. ©Stephan Hartung
Für das Finale gegen Bastian Meyer (im Hintergrund) streifte sich Bennet Robben das Nationalelf-Trikot seines Namensvetters Arjen Robben über. ©Stephan Hartung
Ein wenig überraschend schaffte es der Topgesetzte Patrick Decker nur bis ins Viertelfinale. ©Stephan Hartung
Für Michael Khan Orhan kam im Achtelfinale das Aus. ©Stephan Hartung

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