Hannovers bester Platten-Spieler
Tischtennis-Ass Decker ist mit 47 noch in der 3. Bundesliga am Schläger – und DJ mit eigenem Label.
| TTVN | HAZ/Neue Presse Stefan Dinse
Es zieht Patrick Decker immer zu den Platten. Nach wie vor. Und zwar im doppelten Sinn. Mit 47 Jahren ist der Badenstedter die Nummer eins beim TTS Borsum in der 3. Bundesliga Nord, er zählt regelmäßig zu den Top-50- Spielern in Deutschland. Und er legt Vinylplatten auf, ist erfolgreicher DJ und hat mit Oonops Drops sogar sein eigenes Label. Nach einer Knieverletzung hat der Mann mit dem ungewöhnlichen und offensiven Stil nun wieder eindrucksvoll zurückgeschlagen. Er hat viele Pläne, will Musik und Tischtennis zusammenbringen.
Zentral stehen und blocken, schnell schießen, das kann Decker – der unter seinem früheren Namen Günther für den TTC Helga sogar in der 1. Liga am Schläger war – wie nur wenige hierzulande. Er spielt mitextra weichem Belag und dem härtesten Holz, das macht seine Partien auch zu einem akustischen Erlebnis. „Das ist schon recht laut“, sagt der Andro-Vertragsspieler schmunzelnd, der immer wieder Anfragen von Zweitligisten erhält. Die eingleisige 2. Liga aber würde der dreifache Familienvater zeitlich kaum schaffen. Zudem fühlt er sich in Borsum wohl, das Ziel ist der Klassenerhalt, der TTS steht mit 2:2 Punkten gut da. Am 2. November (17.15 Uhr) steht ein wichtiges Heimspiel gegen die Füchse Berlin an.
Dass sein Aktionsradius an der Tischtennisplatte nicht annähernd so groß ist wie der als DJ mit weltweiten Aktivitäten, kommt dem Diplom-Produktdesigner nun zugute. Die Gelenke spielen noch gut mit, Decker schmettert die Kontrahenten regelmäßig ab. Im vergangenen Jahr allerdings stieß er sich das Knie an der Schiebetür eines Autos und zog sich einen Knorpelschaden zu. Er fiel aus den deutschen Top 40 und auf einen QTTR-Wert von unter 2300. Auf eine Operation verzichtete Decker, spielt seitdem mit Manschette und kämpft sich zurück. „Die 2300er- Marke will ich wieder knacken, man muss ja ein Ziel haben“, bekräftigt Decker.
In Sachen Musik sind die Dimensionen andere. Bei Brooklyn Radio hat Decker seit elf Jahren eine eigene Sendung, das New Yorker Web-Radio hat rund 200.000 Follower. Decker legt Jazz, Soul, Funk sowie Hip-Hop auf und mixt die Stile gekonnt. Weil er nicht so gern spricht, lädt er sich Gäste dazu, dabei waren schon deutsche Hip-Hopper von den Fantastischen Vier oder den Beginnern. Inzwischen hat er sich ein internationales musikalisches Netzwerk aufgebaut, beim Tischtennis-Ass gibt es quasi einen weltweiten Rundlauf. Decker beschloss vor vier Jahren, Profi zu werden und ein Label zu gründen.
Oonops ist lateinisch und bedeutet Hausspinne, den Namen fand der studierte Biologe lustig, weil er mit dem Auflegen von Vinylplatten (aus nachhaltig recycelten Material) daheim begann. Dazu der Drops, und die Sache war gelutscht. Decker fand den richtigen Dreh, er legt längst bundesweit auf. Und verlegt unter anderem das japanische Jazz-Trio namens Nautilus. Zudem kümmert er sich neuerdings auch um Konzerttouren. „Das ist eine Menge Koordinationsarbeit“, so Decker.
Seinen eigenen Club hat Decker natürlich auch, so heißt jedenfalls das Projekt: Der Chop Chop Club vereint Tischtennis, Kunst und selbst aufgelegte Musik. Mit ihm ist der 47-Jährige bereits in Hannover aufgetreten, er hat einen Youtube- Kanal. Der Badenstedter war sogar für einen deutschen Ableger des berühmten Spin Clubs mit Tischtennis an exklusivsten Bars und Plätzen im Gespräch. Berlin war als Standort geplant – vorerst bleibt dieser Spin aber in den USA. Nicht schlimm für Patrick Decker. Ihm bleiben genug Platten zum Spielen – mit Schläger oder ohne.
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