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Auf dem Weg zum Profi
Nach dem Sieg der Deutschen Tischtennis-Schülermeisterschaft: Bastian Meyer im Interview
| TTVN | Philipp Kesser (Die Harke)
Er ist wahrlich keine Emotionsbombe, niemand, der jeden Punktgewinn lauthals abfeiert. Bastian Meyer siegt lieber still – heimlich dürfte künftig jedoch schwer werden. Nach dem Sieg bei den Deutschen Schülermeisterschaften in Wiesbaden im Einzel am vergangenen Wochenende rückt der 15-jährige Youngster aus Haßbergen in den Fokus der bundesweiten Tischtennis-Welt und künftig vielleicht sogar auch auf europäischer Ebene. HARKE-Sportredakteur Philipp Keßler hat mit dem Talent des SC Marklohe gesprochen, blickt mit ihm auf die „Deutsche“ zurück, aber vor allem in die Zukunft.
Danke! Eigentlich nicht mehr viel, wir haben eine Kleinigkeit zu Hause gegessen. Ich habe mir dann ein paar Dinge im Stream angeschaut, wollte hören, was die Kommentatoren so über mich erzählt haben.
Im Liveinterview nach Deinem Sieg wurdest Du auf Deine eher nicht vorhandene Emotionalität angesprochen. Du sagtest so schön, dass Du Dich eher im Inneren freuen würdest.
Ja, das ist wirklich so. Als ich mit Tischtennis angefangen habe, da war ich nach Außen noch etwas enthusiastischer, aber das hat sich schnell gelegt. Ich finde es eher etwas komisch, wenn man sich für jeden Punkt abfeiert und deswegen mache ich das auch nicht.
Du wirkst eher als ruhiger und konzentrierter Macher. Man sieht Dich eher hadern, als freuen.
Besonders wenn es knapp wird und ein paar Dinge nicht so klappen, wie ich es mir vorstelle, dann trifft das durchaus zu, ja.
In Wiesbaden hast Du im Vorfeld bereits dem Favoritenkreis angehört – wie bist Du damit umgegangen? Hast Du mit dem Sieg gerechnet?
Der Titel war natürlich mein Ziel, darauf habe ich mich konzentriert und alles andere ausgeblendet.
Wie hast Du den Turnierverlauf wahrgenommen? War das Endspiel das schwerste Spiel für Dich?
Das engste Match war zwar im Achtelfinale, doch da bin ich zum ersten Mal an diesem Tag auf einen richtig guten Gegner getroffen – im Vorfeld gab es eher weniger echte Herausforderungen. Insgesamt stimmt es aber: Mein Finalgegner Matej Haspel war der stärkste Gegner.
Was war Deiner Meinung nach im Finale entscheidend?
Das Time-out von meinem Trainer Richard Hoffmann im zweiten Satz. Ich lag 1:6 hinten und Haspel ist jemand, der besonders dann gut spielt, wenn er richtig in Fahrt kommt. Da hat die Auszeit wirklich geholfen und ich konnte den Durchgang noch umbiegen. Sonst wäre es wohl sehr schwierig geworden.
Nach so einem Sieg zwingt sich die Frage auf: Wo soll Deine Reise hingehen? Was sind Deine Ziele?
Ich möchte Profi werden. Darauf setze ich alles. Durch den Titelgewinn darf ich voraussichtlich auch bei den Europameisterschaften im Sommer antreten – ich kann noch gar nicht einschätzen, wie gut die Konkurrenz dort ist, aber dabei zu sein und vielleicht vorn mitzuspielen, das wäre zunächst mein mittelfristiges Ziel.
Hast Du ein Tischtennis-Idol?
Mein Vorbild ist Jan-Ove Waldner aus Schweden, der Weltmeister- und Olympiasieger wurde. Er spielt – beispielsweise im Vergleich zu den Chinesen, die extrem athletisch auftreten – sehr locker, kreativ und es macht viel Spaß, im zuzuschauen.
Mit Deinem Sieg auf Bundesebene bist Du kreisintern in die Fußstapfen von Peter Franz aus Stolzenau getreten, der vor rund 35 Jahren die Deutsche Meisterschaft gewann. Durftest Du ihn bereits kennenlernen oder war Dir sein Name bislang eher unbekannt?
Ihn getroffen oder gegen ihn gespielt habe ich leider noch nie, aber ich habe schon einige Spiele von ihm gesehen. Vielleicht ergibt sich ein Treffen eines Tages.
Vor etwa drei Jahren bist Du von Deinem Heimatverein TTC Haßbergen zum SC Marklohe gewechselt. Das war folglich die richtige Entscheidung?
Ja, absolut. In Haßbergen habe ich in der Bezirksklasse gespielt und das war zu dem Zeitpunkt schon ganz gut. In Marklohe konnte ich dann in der Verbandsliga Erfahrung sammeln und bin jetzt in der Oberliga angekommen, auch wenn ich dort meistens nicht die Favoritenrolle innehabe. Das gefällt mir aber gut, das macht mir mehr Spaß, als den Druck des Gewinnens zu spüren. Vor allem die Zusammenarbeit mit Coach Dennis Lau ist super – er trainiert fast noch mehr als ich und ist immer sehr engagiert.
Deine diesjährige Bilanz in der Oberliga spricht für Dich: 14 Einsätze, 18:8 Sätze – das klingt aber nicht mehr nach einem Außenseiter.
Es ist definitiv besser als erwartet, damit bin ich sehr zufrieden.
Und auch im Doppel läuft es gut. An der Seite von Max Kulins kommst Ihr auf eine Bilanz von 9:4.
Absolut! Vor allem treffen Max und ich oft auf Gegner, die viel besser sind als wir. Wir kommen gut miteinander klar.
Spielst Du generell lieber Einzel oder im Doppel?
Im Einzel sehe ich mich deutlich besser. Bislang waren die Doppel überhaupt nicht meine Stärke, auch in Wiesbaden hat sich das einmal mehr bewahrheitet. Aber mit Max läuft es richtig gut.
Was ist Dir bei Deinem Schläger wichtig? Nach welchen Kriterien suchst Du Dir dein Holz aus?
Ich achte fast nur auf Tempo. Eine meine Stärken ist das Ballgefühl, weswegen ich beim Schläger überhaupt nicht die Kontrolle berücksichtige. Schnelles Material ist mir wichtig mit einigermaßen hartem Belag.
Wie sieht bei Dir aktuell der Alltag aus?
Ich besuche ja seit rund eineinhalb Jahren das Sportinternat in Hannover. Freitags fahre ich in die Heimat nach Haßbergen, montags geht es dann in der Regel wieder zurück. Dreimal wöchentlich steht Frühtraining an und die Unterrichtspläne orientieren sich am Training und nehmen Rücksicht auf Turniere.
Deine Schwester Veronica spielt mit den Markloher Frauen aktuell um den Aufstieg in die Oberliga. Spielt ihr noch regelmäßig gegeneinander?
Da ich ja innerhalb der Woche immer in Hannover bin, ist es seltener geworden. Nur am Wochenende beim Training in Marklohe spielen wir zwischendurch mal – früher haben wir sehr häufig gemeinsam an der Platte gestanden.
Wie bist Du eigentlich zum Tischtennis gekommen? Hast Du Dich auch mal in anderen Sportarten ausprobiert?
Mit vier oder fünf Jahren habe ich mit Fußball angefangen, erst mit neun bin ich durch meinen Vater und den Schulsport zum Tischtennis gekommen. Das empfand ich schwieriger und das hat mir daher mehr Spaß bereitet.
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