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Wettkampfsport  

1-Punkt-WM: Pascal Hoffmann wird Vizeweltmeister

Das Deutsche Tischtennis-Zentrum (DTTZ) in Düsseldorf war am 12. August Austragungsort der ersten 1-Punkt-WM, bei der mehr als 400 Teilnehmer aus 15 Nationen an die Tische gingen.

| TTVN

Siegerehrung der 1-Punkt-WM 2023: Pascal Hoffmann (3. v. l.) wird Vizeweltmeister

"1-Punkt-WM" - Das Prinzip dieses Turniers ist im Grunde ganz einfach erklärt: Wie der Name es schon vermuten lässt, wird pro Match lediglich ein Ballwechsel ausgespielt. Ein Modus, der trotz möglicher Spielstärkeunterschiede viel Spannung und Brisanz mit sich bringt. Eine zusätzliche, durchaus interessante Einschränkung gibt es allerdings, es sind nämlich ausschließlich Rückhand-Aufschläge erlaubt.

"Da machen wir mit", lauteten die Worte von Pascal Hoffmann, als er die Ankündigung zur 1-Punkt-WM bei mytischtennis.de im Frühjahr 2023 entdeckte. Zusammen mit seinem Mannschaftskameraden Christoph Gröger meldete er sich ohne langes Zögern an. "Eigentlich wollten wir das Ganze als Saisonabschluss unserer Mannschaft nutzen", so der VfL-Akteur, "das Risiko, für ein paar Ballwechsel die fast 800 km auf sich zu nehmen, schreckte die anderen aber leider ab." Und so machte sich das Okeraner Duo in den frühen Morgenstunden des 12. August eben nur zu zweit auf den knapp 370 km langen Weg in die Tischtennis-Hauptstadt Düsseldorf, um dort zusammen mit über 400 anderen Teilnehmern aus eben 15 Nationen bei der Premiere der 1-Punkt-WM aufzuschlagen.

Für den nötigen Promi-Faktor war übrigens auch gesorgt: Neben Ex-Fußball-Profi Thorsten Legat schlug auch RTL-Bachelor Dominik Stuckmann, der in seiner aktiven Tischtennislaufbahn in der hessischen Verbandsliga (TV Nauheim 88/94) unterwegs war und der mit einem TTR-Wert von mehr als 2100 durchaus als Favorit gehandelt wurde, an den Tischen auf. Legat überstand als TTR-loser Akteur sogar die Vorrunde und schied erst in der 2. Hauptrunde aus. Stuckmann musste indes einige Runden später bitter erfahren, dass ein Sieg bei der Aufschlagswahl nicht immer ein Vorteil sein sollte: In Runde vier (16tel-Finale) leistete er sich nämlich gegen Anastasia Dietz (TV 1920 Eichelsdorf, TTR-Wert von ca. 1100) einen Fehlaufschlag und musste somit ebenfalls vorzeitig die Segel streichen.

Dass bei lediglich einem einzigen Ballwechsel alles möglich ist, konnte man an den 24 Tischen in den zwei Hallen (CenterCourt und DTTZ-Halle) fast im Minutentakt mitansehen. "In den zwei Minuten Einspielzeit, die man vor jedem Match hat, ist die Anspannung eigentlich noch gar nicht zu spüren", beschreibt Hoffmann, "dies ändert sich jedoch schlagartig, wenn das '0:0' erklingt und du den Ball zum entscheidenden Ballwechsel in den Händen hälst oder dich für den Aufschlag des Gegners bereit machst. Es kann dann ganz schnell alles vorbei sein. Diese mentale Ausnahmesituation hast du sonst als Tischtennisspieler nur ganz selten."

Doch der Okeraner bewies eben jene Nervenstärke und behielt in der Gruppenphase und im anschließenden K.-o.-System bis ins Finale die Oberhand: Insgesamt zehn Ballwechsel waren bis ins alles entscheidende Match notwendig. Ab dem Viertelfinale wurden die Spiele auf dem CenterCourt in der ARAG-Arena, in der sonst die Bundesligaprofis von Borussia Düsseldorf  ihre Heimspiele austragen, sogar live ins Internet gestreamt. "Dazu gab es Einlaufmusik und die Spieler wurden wie bei einer echten WM unter Beifall und Fan-Gesängen der Zuschauer mit Spotlight angekündigt", ergänzt Gröger.

Ein gut gefülltes Rahmenprogramm sorgte im Übrigen dafür, dass zwischen den Spielpausen und für die bereits Augeschiedenen kaum Langeweile aufkam: Neben einer Tombola gab im Außenbereich die Möglichkeit, sich an einigigen Spaß-Tischen (Vierertisch, Rundtisch, Mini-Tisch) zu versuchen; die Speed-Challenge lud dazu ein, das Tempo des eigenen Schlags messen zu lassen. Wie man als Rollstuhlfahrer hochklassiges Tischtennis spielt, zeigte Paralympics-Medaillengewinner und Nationalspieler Thomas Schmidberger, der sein Können am Tisch präsentierte und gegen den man selbst auch mal einen (oder mehrere) Ballwechsel spielen durfte. Darüber hinaus sorgten die Profispieler Anton Källberg, Omar Assar, Borgar Haug und Benno Oehme für ein weiteres Highlight: Sie standen als Gegner im Second-Chance-Turnier an den Tischen und trafen dort auf die Dritt- und Viertplatzierten aus der Gruppenphase.

Im Finale traf Hoffmann in seinem elften Ballwechsel des Tages schließlich auf Carsten Ditinger (Spvgg. 07 Hochheim, TTR-Wert von ca. 1650) und gewann die Aufschlagswahl. Der erste Rückhandaufschlag, den der Okeraner dann in die Vorhand seines Gegners machte und den dieser wiederum halbhoch tischmittig zurücklegte, wurde allerdings vom offizilellen Schiedsrichter moniert und sollte wiederholt werden. "Er hat mir mitgeteilt, dass ich den Ball vor Beginn des Hochwerfens wohl etwas unterhalb der Tischoberfläche gehalten habe", erinnert sich der VfL-Akteur, "natürlich wirst du dann nochmal etwas nervöser und fängst an zu überlegen, ob du den nächsten Aufschlag wieder in die Vorhand machst." Hoffmann entschied sich schließlich für einen langen, überraschenden Aufschlag in die Rückhand - sein Gegner retourniert ihn auf die Netzoberkante, der Ball tropfte von dort unholbar auf den Tisch - der Traum vom Weltmeistertitel zerplatzte. "Das ist bitter und im Nachhinein ärgert es mich natürlich auch etwas", schildert Hoffmann, "unterm Strich bin ich aber natürlich dennoch zufrieden und stolz, als Vizeweltmeister nach Hause zu kommen."

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